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„Schneller als Berlin“

Seit 2017 gibt es in Würzburg ein digitales Gründerzentrum (ZDI). Für den Oberbürgermeister Christian Schuchardt ein wichtiger Standortfaktor im Kampf um kreative Köpfe und junge Unternehmen.

  • 05. Februar 2020
  • 3 Minuten Lesezeit
  • Antje Harders
Bildrechte: Congress-Tourismus-Würzburg, Fotograf: A. Bestle/Fluß, bearbeitet von Katharina Bitzl

Die „Wirtschaftswoche“ nennt Würzburg den „dynamischen Underdog“. Warum?
Diese Bezeichnung ist längst überholt. Würzburg taucht in Rankings regelmäßig unter den Top-Dynamik-Standorten in Deutschland auf. Das liegt an der Universität und unseren Hochschulen. Insgesamt leben hier 37.000 Studierende. Wir können, was unsere Einrichtungen angeht, locker mit Berlin oder München mithalten – und haben einen Vorteil: kürzere Wege und weniger Anonymität. Deshalb funktionieren auch die Netzwerke schneller.

Welche Bedeutung kommt in diesem Umfeld dem digitalen Gründerzentrum zu?
Das Zentrum für Digitale Innovation Mainfranken ist günstig gelegen – im jungen Stadtteil Hubland, angegliedert an die Neubaubereiche unserer Fachhochschule und Universität. So ergibt sich eine Nähe zur Wissenschaft, das ZDI kann aber auch in Wirtschaft und Gesellschaft hineinwirken. Das liegt auch an unseren Netzwerkpartnern aus der Region, die das Zentrum finanziell fördern. Einige davon liefern konkrete Aufgabenstellungen an die Gründer und erhalten so auch selbst wichtige Impulse, wie sie zukunftsfähiger werden können.

Christian Schuchardt ist seit 2014 Oberbürgermeister von Würzburg. Vor seiner Zeit war er lange Zeit Kämmerer der fränkischen Metropole.

Wie genau wird denn in einem Gründerzentrum gearbeitet?
Nehmen wir an, Ihre Geschäftsidee ist ein Digitalmagazin mit interaktiven Geschichten und neuen Abonnement-Formen. Dann gehen Sie damit zum ZDI und erhalten dort ein klares Bild über die Chancen, Notwendigkeiten und Risiken Ihres Projekts. Das ZDI berät Sie zum Thema Fördermittelberatung und Existenzgründer. Ihnen werden Co-Sharing-Arbeitsplätze angeboten. Wenn es dann so richtig losgeht, bietet das ZDI entsprechende Büroräume mit Hausmeisterei und Telefonservice an. Sie bekommen sozusagen das All-inclusive-Angebot für Ihr Start-up.

Gibt es schon Erfolge?
Einige der Firmen, die sich Anfang der 2000er-Jahre in Würzburg gegründet haben, sind sehr erfolgreich geworden: etwa Flyeralarm, inzwischen Europas größte Online-Druckerei. Das ZDI ist auch sehr wichtig für die Wahrnehmung der Stadt. Mein primäres Ziel ist es, junge Menschen zu ermutigen, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und an sich selbst zu glauben. Sie sollen den Gründergeist spüren und die Highspeed-Verbindungen auch nutzen, die wir hier gelegt haben.

„Sie sollen den Gründergeist spüren und die Highspeed-Verbindungen nutzen.“
Christian Schuchardt

Was bedeutet das Gründerzentrum für Mainfranken?
Meine Strategie ist eine enge Kooperation mit der Region – gerade im Bereich der Digitalisierung. Die Stadt ist auf das Umland angewiesen, wenn es um Nachschub an Ideen und Initiativen geht. Das ZDI ist diesbezüglich eine wichtige Schnittstelle. Es arbeitet beispielsweise eng mit den Technologie- und Gründungszentren in Unterfranken zusammen, wie dem Rhön-Saale Gründer- und Innovationszentrum in Bad Kissingen. Letztendlich streben wir eine Aufwertung Würzburgs zur sogenannten Regiopole an. Die Stadt soll das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Mainfrankens werden.

Wie unterscheidet sich das ZDI von den anderen Gründerzentren in Würzburg?
Das ZDI hat seinen Fokus auf der Vorgründerphase, es begleitet den digitalen Gründer von der Erst-Idee an. Das Innovations- und Gründerzentrum hingegen hat seinen Schwerpunkt in medizinischen Entwicklungen und unterstützt auch bereits etablierte Unternehmen. Das Technologie- und Gründerzentrum fördert technologieorientierte Gründer und Start-ups mit Fokus Automation und Industrie 4.0. So wie wir aufgestellt sind, wird Würzburg dazu beitragen, die Welt digital neu zu erfinden.