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Wenn die NASA anklopft …

Die Digitalisierung stellt Gründer vor neue Herausforderungen. Die FAU Erlangen-Nürnberg bildet kreative Studenten aller Fächer in Entrepreneurship aus. Schon jetzt zeigt sich: Das hat Zukunft.

  • 04. Februar 2020
  • 4 Minuten Lesezeit
  • Antje Harders
Bildrechte: Shutterstock/vovan, bearbeitet von Katharina Bitzl

Neulich brachten Studierende aus Bayern die NASA zum Staunen. Gründer-Teams der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) waren in das Forschungszentrum der Raumfahrtbehörde ins Silicon Valley gereist und lauschten dem Vortrag des Chief Technology Officers über aktuelle Technologiethemen. „Wie es der Zufall wollte, hatten wir Studierende und Promovierende dabei, die ebenfalls an diesen Themen gearbeitet haben“, erzählt Dr. Karl Rabes, Programm-Manager der Entrepreneurship-Ausbildung an der FAU. „Was die NASA als wichtige Schlüsseltechnologien für ihr Weltraumprogramm ansieht, haben wir zum Teil schon weiterentwickelt.“ Da war klar: „Die im Silicon Valley kochen auch nur mit Wasser.“

Kreativer Nährboden

Hinter dem vielgerühmten unternehmerischen „Spirit“ des IT-Mekkas braucht sich die FAU nicht zu verstecken: Laut dem Reuters-Ranking ist sie Deutschlands innovativste und Europas zweitinnovativste Uni – vor prestigeträchtigen Institutionen in Cambridge oder Lausanne. In Erlangen hat man längst erkannt, dass Digitalisierung neue Geschäftsfelder eröffnet, die eben auch eine neue Art von Unternehmergeist erfordern. In der vom ZD.B geförderten Entrepreneurship-Ausbildung lernen die künftigen Unternehmer seit 2017, die Chancen des digitalen Wandels zu nutzen. Das Studienprogramm soll der kreative Nährboden für die IT-Unternehmen von morgen sein. Herzstück ist die „Digital Tech Academy“, in der Studierende aller Fakultäten lernen, wie man innovative Ideen zu praxistauglichen Geschäftsmodellen formt. Aktuell am Start: Moos zur Luftreinigung, innovative Parkplatzsensoren, Bierbrauen zum Wohle der Dritten Welt oder smarte Stifte.

Zweimal im Jahr reisen ausgewählte Gründer der Uni ins Silicon Valley, um Kontakte zu knüpfen. Sie besuchen Google, Facebook, Amazon und schütteln Hände auf der Start-up-Konferenz Tech Crunch Disrupt, wo sich Business Angels und prominente Investoren wie Will Smith, Ashton Kutcher oder „Game of Thrones“-Star Maisie Williams tummeln. So entstehen internationale Gründerachsen.

„Große Datenpannen, wie sie in den USA in regelmäßigen Abständen vorfallen, wären damit nicht passiert.“
Dr. Karl Rabes
Unternehmergeist statt guter Noten

Ende vergangenen Jahres zog Informatik-Doktorand Markus Zoppelt ins Silicon Valley, um dort Kunden zu gewinnen. Sein Start-up hat eine Software entwickelt, die sich um die Datensicherheit von Servern kümmert. „Große Datenpannen, wie sie in den USA in regelmäßigen Abständen vorfallen, wären damit nicht passiert“, erklärt Rabes.

Auch deutsche Firmen wie Siemens, Adidas oder Schaeffler schätzen die Ideen-Schmiede der Universität und stellen den Studierenden konkrete Aufgaben, sogenannte Challenges.

Das Erfolgsgeheimnis: Hier mischen sich Studierende der Zahnmedizin, der Philosophie, der BWL und Informatik – unabhängig von den Noten. „In der digitalen Welt kommt es weniger darauf an, ob jemand Bachelor-Studierender, Doktorand oder Professor ist, sondern ob er unternehmerisch denkt, sich mit Digitalem auskennt und die Welt engagiert voranbringen will“, sagt Prof. Dr. Kathrin Möslein, Vizepräsidentin der FAU und selbst Wirtschaftsinformatikerin. Wichtig sei, für seine Ideen zu brennen und eine breite Sichtweise zu entwickeln. „Ein BWLer allein kann heutige Herausforderungen nicht lösen. Setzen Sie zwei Informatiker zusammen, sprechen die auch nur über künstliche Intelligenz. Sitzen BWLer und Informatiker aber mit einem Mediziner zusammen, kommen sie meist auf völlig neue Lösungen. Und mit einem Ethiker oder einer Sozialwissenschaftlerin im Bunde wird vielleicht etwas herauskommen, dass das Leben von Menschen tatsächlich verbessert. So kann man gemeinsam die Innovationen schaffen, die wir in Zukunft brauchen.“

Marktreif von der Uni

Mitunter ist die Gründung eines Start-ups auch gar nicht mehr nötig. Seine Idee im Bereich Augmented Reality etwa konnte ein Studenten-Team direkt an ein internationales Unternehmen verkaufen. So oder so tun Möslein und ihre Kollegen alles, damit sich das erfolgreiche Entrepreneurship-Programm weiterträgt. „Der unternehmerische Drive unserer Digital Tech Academy verändert die Kultur der ganzen Uni “, freut sich Möslein. „Die Problemlösung mit Innovationsgehalt steht im Zentrum – nicht die Rollenverteilung, wer Lehrender und wer Lernender ist.“ Eine Win-win-Situation, denn man kann ja nie wissen, ob bald die NASA anklopft.

Start up!

Die Entrepreneurship-Ausbildung an Hochschulen des ZD.B ist eng mit den Aktivitäten Gründungsförderung und Innovationslabore für Studierende verknüpft, um Synergiepotenziale effektiv zu nutzen. Ein Beispiel für die erfolgreiche Verzahnung der Initiativen ist die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Die Hochschule bietet ein Innovationslabor für Studierende, die FAU Digital Tech Academy wird im Rahmen der Entrepreneurship-Ausbildung an Hochschulen gefördert. Zudem arbeitet die Hochschule eng mit dem lokalen digitalen Gründerzentrum Zollhof zusammen. So ermöglicht die FAU Gründungsförderung von der Ausbildung in Unternehmertum über die praktische Umsetzung von Ideen durch Prototypenbau bis hin zur Gründung und Ansiedlung im Gründerzentrum. (Bildrechte: NASA on Unsplash, bearbeitet von Katharina Bitzl)