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Win, win, win

Mit seinen Innovation Labs bietet das ZD.B Studierenden ein Umfeld, in dem sie praxisnah innovative Lösungen entwickeln können.

  • 04. Februar 2020
  • 3 Minuten Lesezeit
  • Dominik Wüchner
Bildrechte: TH Rosenheim

Informatiker, die mit Cola und Pizza im Keller hocken, sind nicht mehr zeitgemäß“, sagt Prof. Dr. Gerd Beneken und räumt damit gleich zu Beginn mit einem Klischee auf, dass Informatiker und Nerds überhaupt nicht von dieser Welt seien. Beneken weiß, von wem er spricht. Schließlich leitet er den Bachelor-Studiengang Informatik an der Technischen Hochschule Rosenheim. Seit 2015 ist er zudem für das Innovation Lab verantwortlich, eine Anlaufstelle, bei der Unternehmen und Studierende für gemeinsame Projekte zusammenkommen. Ein Ort, um Innovationen in einem überschaubaren Umfeld zu erproben und prototypisch zu entwickeln.

Dass Beneken dafür überhaupt ein Team zur Verfügung steht, verdankt er dem Zentrum Digitalisierung.Bayern (ZD.B). Mit 100.000 Euro finanziert es das Lab jährlich. „Ein gewaltiger Hebel“, sagt Beneken. Wie dieser Hebel wirkt, lässt sich leicht an Zahlen belegen. Als Pilotprojekt 2015 gestartet, sind die Rosenheimer eines von mittlerweile neun Innovationslaboren, die das ZD.B an bayerischen Hochschulen eingerichtet hat. Über 100 Projekte wurden allein hier mit rund 50 Unternehmen durchgeführt – in der Regel ein Gewinn für alle Beteiligten.

Breites Netzwerk

Neben der Lösung eines konkreten Problems, bekommen die Unternehmen vor allem ihren Fuß in die Hochschultür. In Zeiten anhaltenden Fachkräftemangels wird das immer wichtiger. So verwundert es kaum, dass der Informatikernachwuchs aus Oberbayern bereits mit jedem Unternehmen aus der Region zusammengearbeitet hat, das nicht bei drei auf den Bäumen war, wie Beneken sagt. Doch auch für die Studierenden ist die Zusammenarbeit nur von Vorteil. „Selbst, wenn ein Projekt am Ende nicht umgesetzt wird, sind die Erfahrungen unbezahlbar. Wer als Student einem CEO gegenübersitzt, muss sich behaupten. Das kann man in keinem Hörsaal lernen“, so Beneken.

Neben Unternehmen und Studierenden gibt es allerdings noch einen dritten Gewinner: die Hochschule selbst. Durch den Kontakt zu den anderen Innovationlaboren verfügt sie über ein riesiges, bayernweites Netzwerk. Neben Rosenheim gehören dazu aktuell Innovationslabore an Hochschulen in Würzburg, Bayreuth, Erlangen-Nürnberg, Landshut, Passau, Augsburg und München.

„Wer als Student einem CEO gegenübersitzt, muss sich behaupten. Das kann man in keinem Hörsaal lernen.“
Prof. Dr. Gerd Beneken
Konkrete Projekte

Und wie sieht eine solche Zusammenarbeit konkret aus? Der Münchner Verein „rehab republic“ zum Beispiel plant mit Unterstützung einer Handvoll Rosenheimer Studierenden eine Webapplikation, bei der unangemessene Werbung gemeldet werden kann. Das Projekt #beschwerbung möchte damit auf die Folgen von Werbung für unsere Umwelt und Gesellschaft aufmerksam machen. Der Verein hatte die Idee, die angehenden Informatiker haben die Expertise. Ist der Auftraggeber mit dem Ergebnis zufrieden, kauft er der Hochschule die Software ab. Das Geld geht wiederum direkt an die beteiligten Studierenden.

Eine etwas andere Art der Zusammenarbeit streben derweil die Studierenden von Prof. Dr. Claudia Förster an. Im Studiengang Wirtschaftsinformatik werden sie zu Unternehmensberatern und loten bei Kooperationspartnern die Potenziale in Sachen Digitalisierung aus. Es führen eben viele Win-win-win-Wege zum Ziel. Am Ende steht der Netzwerkgedanke für Beneken immer im Vordergrund: „Das Innovation Lab ist für Unternehmen vielleicht die unkomplizierteste Chance, sich die Generation Z ins Haus zu holen.“